Herausragende medienpädagogische Projekte in Berlin ausgezeichnet
Darin besteht große Einigkeit: Kinder und Jugendliche sollten unterstützt werden, sich kreativ und kritisch mit
Medien auszudrücken. Die Förderung einer umfassenden Medienkompetenz ist ein weitreiches Bildungsziel in
unserer digital geprägten Gesellschaft.
Doch wie geht das? Wie können auch Kinder und Jugendliche mit Handicaps, aus schwierigen Lebenslagen oder
mit geringen Deutschkenntnissen erreicht werden? Herausragende Projekte und Methoden, die zeigen, wie das
besonders gut gelingt, zeichnet alljährlich der bundesweite Dieter Baacke Preis aus. Die Gesellschaft für
Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend verleihen seit 2001 gemeinsam die dotierte bundesweite Auszeichnung für herausragende
medienpädagogische Arbeit.
„Die Einreichungen im Dieter Baacke Preis zeichnen das Bild einer jungen Generation, die Medien nutzt, um
Grenzen zu überwinden und Menschen zu verbinden, aber auch, um ihre Lebenswirklichkeit nach ihren
Vorstellungen mitzugestalten und dabei Probleme zu bewältigen.“, so Manuela Schwesig, Bundesministerin für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend. „Für die Mitglieder der Jury und die Gesellschaft für Medienpädagogik
und Kommunikationskultur war es auch in diesem Jahr keine leichte Aufgabe, sich aus den knapp 200
Einsendungen für einige wenige Preisträger zu entscheiden. Denn hinter jeder Einsendung steht ein Projekt, in
das sich Kinder, Jugendliche und ihre erwachsenen Begleiterinnen und Begleiter mit viel persönlichem
Engagement eingebracht haben. Mein Dank gilt deshalb allen, die ihr Projekt beim Dieter Baacke Preis
eingereicht haben, und ich beglückwünsche die Preisträgerinnen und Preisträger!“
GMK-Vorsitzende Ida Pöttinger betonte: „Dieter Baacke hat uns nicht nur seine bis heute wichtige Definition von
Medienkompetenz hinterlassen, sondern offensichtlich auch die Aufgabe, das Arbeitsfeld aktiv zu gestalten.“
Und eine zentrale Rolle dabei spielen die Medienpädagoginnen und Medienpädagogen, die den Prozess
gestalten und voranbringen: Sie regen Jugendliche an, mit Tablets in Bands zu musizieren, sie zeigen Kindern,
wie sie ihre eigenen Ideen in Radiosendungen oder Filmen umsetzen. Sie motivieren Jugendliche, das Thema
Cybermobbing in selbst gestalteten Filmgeschichten anzugehen oder sich im Rahmen eines internationalen
Austausches medial auf Spurensuche zu begeben.
Der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Dieter Baacke Preis 2015 wird in fünf verschiedenen Kategorien
verliehen. Ein Projekt erhält in diesem Jahr zudem eine besondere Anerkennung.
Die Preisträger 2014 sind:
Kategorie „Projekte von und mit Kindern“
Alle machen Radio! – Live-Radio in der Grundschule
Offene GSS Heiligenhaus Lohmar in Kooperation mit Anne Lachmuth (2.000 €)
Dieses Radioprojekt ist keine Eintagsfliege. Wie ein selbstgemachtes Kinderradio das ganze Jahr hindurch den
Schulalltag belebt und alle Klassen mit eigenen Beiträgen einbezieht, zeigt dieses herausragende Modell. Die
Schule kooperierte dafür mit der Theater- und Medienpädagogin Anne Lachmuth.
Kategorie „Projekte von und mit Jugendlichen“
app2music – Appmusik-AGs in Berliner Schulen
Forschungsstelle „Appmusik – Formen musikalischer Praxis mit Apps“ (Universität der Künste Berlin)
(2.000 €)
Musizieren statt konsumieren: Instrumente sind teuer und es dauert eine ganze Weile, bis man sie richtig gut
beherrscht. Heute bieten Tablets gut umsetzbare Möglichkeiten für eigene Kompositionen und Interpretationen.
Das geht auch gemeinschaftlich gut, wie dieses herausragende Projekt zeigt, das Kinder und Jugendliche aus
verschiedenen Berliner Schulklassen in Bands zu gemeinsamen digitalen Musikkompositionen und letztlich zum
Auftritt führt. Gelungene zukunftsweisende Kombination von Musik- und Medienpädagogik.
Kategorie „Interkulturelle und internationale Projekte“
Tuned-Jugendprojekt
Nico Hartung in Kooperation mit Jugendsteg e.V. Berlin (1.000 €)
Medienkompetenz und kultureller Selbstausdruck für alle Jugendlichen: Bei Tuned lernen junge Flüchtlinge oder
auch Jugendliche mit motorischen oder geistigen Behinderungen selbst Raptexte zu verfassen, musikalisch
umzusetzen und Filmclips zu erstellen. Das Projekt verbindet die Förderung kreativer Ausdrucksmöglichkeiten
mit Medienkompetenz. Unterstützt von Musikprofis und pädagogischen Fachkräften stehen die Interessen,
Bedürfnissen und Geschichten der Jugendlichen im Mittelpunkt.
Generation Krise? – Ein Dokumentarfilmprojekt von und mit deutschen und spanischen Jugendlichen
Krea-Jugendclub Bergisch-Gladbach e.V. in Kooperation mit dem kreativen Netzwerk Screenagers und dem
Goethe-Institut Barcelona (1.000 €)
Medial und non-medial ein gelungener Austausch. In einer spanisch-deutschen Jugendbegegnung begeben sich
die Mädchen und Jungen auf dokumentarische Spurensuche und nutzen die Filmarbeit, um Auswirkungen der
Krise in eindrucksvollen Interviews und Bildern festzuhalten. Das Projekt kombiniert politische interkulturelle
Arbeit mit der Förderung der Medienkompetenz.
Kategorie „Integrative Projekte“
Ausgeschlossen – Tatort Schule
Schule am Weserbogen (Förderschule des LWL) in Zusammenarbeit mit der Jugendkunstschule Löhne (2.000 €)
Ein Kriminalfilm mit allen Qualitäten. Das Besondere: Drei Klassen mit Förderschwerpunkt körperliche und
motorische Entwicklung haben ihn erstellt. Intensiv haben sie vor und hinter der Kamera mitgewirkt. Die
Entwicklung von Medienkompetenz spielt dabei gleich mehrfach eine Rolle: Durch die aktive kreative Filmarbeit
in einem großen Projekt und zugleich durch die kritikfördernde Auseinandersetzung mit problematischer
medialer Kommunikation.
Kategorie „Projekte mit besonderem Netzwerkcharakter“
(Cyber-)Mobbing – Aufgeklärt! Schüler der Stadt Cottbus klären auf
Media To Be|M2B e.V. + Kooperationspartner (2.000 €)
Das Projekt verbindet kontinuierlich kreative Filmarbeit mit Aufklärung über die riskanten Seiten digitaler
Kommunikation. Es regt Schulklassen an, sich mit verschiedenen Formen von Mobbing auseinanderzusetzen und
Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Daran schließt sich eine äußerst kreative Phase der Filmarbeit an, in der
Schülerinnen und Schüler eigene Filmgeschichten zum Thema erfinden und diese medial umsetzen.
Auszeichnung als Modell eines Netzwerkes zur zeitgemäßen Medienkompetenzförderung.
Besondere Anerkennung
MEDIENISTIK.DE – Innovative Unterrichtsmaterialien fürs digitale Zeitalter
Tobias Hübner (Lehrer, Trainer und Autor)
Wie lässt sich produktiv mit neuen Medien in der Schule arbeiten? MEDIENISTIK.DE bietet kostenlose
Unterrichtsmaterialien und Informationen für den Einsatz neuer Medien in der Schule an. Der Begriff „Medium“
ist hierbei sehr weit gefasst und reicht von der Behandlung klassischer Medientheorien über die Arbeit mit
modernen Jugendbüchern bis hin zu Unterrichtsreihen über Computerspiele. Eine gelungene weitreichende
Eigeninitiative.
Dieter Baacke Preis:
Der Dieter Baacke Preis richtet sich an Projekte außerschulischer Träger (z.B. Jugendzentren, Kindergärten, Träger der Jugendhilfe oder
Familienbildung, Medienzentren und Medieninitiativen) und Kooperationsprojekte zwischen schulischen und außerschulischen Trägern.
Die Projekte sollten im Vorjahr entstanden sein oder im laufenden Jahr bis zur Bewerbungsfrist beendet sein. Bewerben können sich
Institutionen, Initiativen oder Einzelpersonen mit innovativen, originellen oder mutigen Projekten zur Förderung einer pädagogisch
orientierten Medienkompetenz. Bewerbungsschluss ist der 31. August des laufenden Jahres.
Information/Anmeldung: www.dieterbaackepreis.de.
Dieter Baacke (1934-1999) war Professor für Pädagogik an der Universität Bielefeld. Von 1984 bis 1999 war er Vorsitzender der
Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK). Sein pädagogisch begründeter Begriff der Medienkompetenz
inspiriert dauerhaft Wissenschaft, Praxis und Politik.
Weitere Informationen unter www.gmk-net.de; Kontakt: GMK-Geschäftsstelle, Obernstr. 24a, 33602 Bielefeld,
fon: 0521.67788, fax: 0521.67727, e-mail: gmk@medienpaed.de
Gefördert vom: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
www.dieterbaackepreis.de